Ameranger machen dem Trachtenverin Albertaich den Göd

 Woher die Tradition des Patenbittens eigentlich kommt und wie alt sie genau ist, lässt sich nicht so recht sagen. Verschiedene Quellen ordnen sie dem Vereinsleben speziell in Süddeutschland – und im Besonderen in Bayern – zu. Klarer ist der Zweck des Brauches: Der Patenverein unterstützt beim Ausrichten eines Festes und es entsteht eine langfristige, besondere Verbindung zwischen beiden.

 

Der Trachtenverein Albertaich-Frabertsham feiert im Juni 2023 sein 100-jähriges Gründungsfest. Dass da ein Patenverein her muss, war von Anfang an klar. Auch in der Wahl des Paten war sich der Festausschuss schnell einig. Die Ameranger Trachtler sollten es sein.

 

So fuhren die Albertaicher also am 17. September abends in ausgesprochen starker Besetzung und mitsamt Bürgermeister Sepp Huber nach Amerang und ließen sich von den mitgebrachten Ziach-Musikanten in den Saal spielen. Die Vorstandschaft der scheinbar überraschten Ameranger Trachtler erkundigte sich nach dem Grund des Besuchs. Aufklärung erhielten sie mit einem 16-strophigen Lied, vorgetragen von den Albertaicher Dirndln. Im Refrain: Unser Patenverein, des seid’s Ihr.


1234 richts eich her, auf des Fest gfrein mia uns sehr. 100 Jahr, des feiern mia und Paten des seids Ihr!

(Refrain aus dem 17-Stophigen Gstanzl der Albertaicher Dirndl)


So ins Bild gesetzt, wollten die Ameranger allerdings nicht gleich und ohne Weiteres einwilligen. Vorstand Maria Höhne bestellte Korbinian Hainz zum Verhandlungsführer – und der brachte es sogleich auf den Punkt: „Ganz so leicht geh‘ ma nicht her“. Franz Mauerer von den Albertaichern bot zum Auftakt an, dass die Trachtler aus Amerang gern den Göd machen könnten, wenn sie jedem der Albertaicher zwei Maß Bier anböten. Das schien der anderen Seite in die vollkommen falsche Richtung zu laufen – und so blieb nichts anderes übrig, als der eigenen Verhandlungsposition mit anderen Mitteln Nachdruck zu verleihen. Die gesamte Vorstandschaft mitsamt Fahnenbraut und Jugendleitung wurde auf spitzkantigen Holzscheiteln in die Knie gezwungen. Während die Ameranger mit Bürgermeister Sepp Huber um die Bedingungen der Patenschaft weiterverhandelten, verabreichten sie den bedauernswerten Mannen und Damen aus Albertaich im Wechsel mit Schnaps und Bier ein 4-Gänge-Menü der besonderen Art: Amuse-Gueule, Einbrennsuppe dick wie Schweröl, giftgrünen Kartoffelbrei mit einem Knödel aus Leber und zum Nachtisch Schokoladenspieße mit Chili-Wurst und Essiggurken. Derart unter Druck gesetzt beeilte sich Sepp Huber eine schnelle Einigung zu erzielen. Bei 50 Maß Bier von der Gemeinde Obing, gratis Kaffee & Kuchen für die Ameranger Damen am Fest 2023 und einer Paten-Party im Wolfegger Stadl waren sich alle handelseins – und die Knienden fanden – gefühlt nach einer Ewigkeit - Erlösung. Die Frabertshamer bemerkten abschließend noch, man wisse jetzt warum in Amerang die Gastronomie nicht gerade blühe.

 

Am Ende des Spektakels saßen die nun neu Verbundenen noch bis spät zusammen – unterhalten von Helmut Gmeindl und Engelbert Pfisterer auf der Ziach. Eine ganz neue Vereinsfreundschaft ist somit offiziell besiegelt. Und wie brachten es die Sängerinnen doch so treffend auf den Punkt: In Albertaich freut man sich sehr über die Patenschaft – dass die Gemeinde Amerang aber dafür gleich einen neuen Highway in Richtung Frabertsham baut, sei doch etwas viel des Guten.

 

Hans Schloder Schriftführer HuT Albertaich-Frabertsham